Produktvorstellung: H5 - Duell der Weltenbäume
08/09/2023"Duell der Weltenbäume" ist das fünfte Set im Held-Zyklus!
Alice träumte.
Alice träumte von der Welt, die einmal ihre Heimat gewesen war.
„Möchtest du wissen, wie das Ende einer Welt aussieht? Soll ich dir das einmal zeigen?“
Das war das Letzte gewesen, was er zu ihr gesagt hatte. Das Letzte, was er zu ihr gesagt hatte, als die Erde kollabierte und von ihrem angestammten Platz im Universum verschwand, um später als Globus in seiner Sammlung zu landen.
Alice hatte diesen Traum sehr oft, doch dieses Mal war etwas anders. Normalerweise endete ihr Traum mit der Zerstörung der Erde und der Flucht von ihr und den anderen Weltenwanderern zu fernen Welten sowie der Umwandlung zahlreicher Erinnerungen der Erde in Zaubersteine.
Doch dieses Mal ging der Traum noch weiter. Als Alice der Zerstörung der Erde bis zum Ende zusah, spürte sie zwei unterschiedliche Verlangen in ihr miteinander ringen. Das eine war voller Licht und Hoffnung, ein Verlangen, die Erde wiederherzustellen, um ihre Freunde wiedersehen zu können.
Das andere war wütend und düster, ein Verlangen, denjenigen zu jagen und zu bestrafen, der ihr alles genommen hatte, was ihr wichtig war.
Zuerst waren beide Verlangen etwa gleich stark, doch nach und nach wurden Hass und Rachedurst immer stärker. Alice erschauderte, als sie spürte, wie der Schatten in ihr alles andere zu verzehren drohte. Doch Alice hielt sich an der Hoffnung fest, dass ihr irgendwann die Rettung der Erde gelingen würde, und von diesem Brückenkopf aus wehrte sie sich gegen den Schatten in ihr – Licht und Schatten wurden getrennt.
Doch was blieb dabei übrig?
„Wach auf. Wach auf.“
Eine liebliche und leise Stimme holte sie aus ihrer Reise durch Traum und Erinnerungen. Als Alice wieder zu sich kam, meldeten ihre Sinne zuerst das unverwechselbare Gefühl von Wasser, mit dem sich ihre Kleidungsstücke vollgesogen hatten.
Sie musste in einem See gelandet und dann ans Ufer getrieben worden sein, denn sie lag zwar im Sand, doch ihre Beine schwebten noch im flachen Wasser. Sie fühlte, dass ihre rechte Hand etwas umklammerte und hob den Kopf, um dieses Rätsel zu lösen.
Es war Excalibur, dass sie da in ihrer Hand hielt, das Schwert, das Faria ihr anvertraut hatte.
„Wach auf. Wach auf.“
„Faria…“
Alice spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte, als sie sich an die Versammlung erinnerte. Sie hatte wieder einmal versagt und ihre Freunde nicht beschützen können. Die Dunkle Alice, der Tod der Herrscher, Valentinas Verrat, Farias letzter Wunsch – viel zu viel war in nur kurzer Zeit passiert.
„Hörst du uns? Hörst du uns?“
„Ich habe immer alles getan, was in meiner Macht stand. Ich war mir immer so sicher gewesen, was die richtige Entscheidung sein würde, aber jetzt…was soll ich jetzt machen?“
„Warum ignorierst du uns? Warum ignorierst du uns?“
„Stopp! Ihr seltsamen Stimmen! Ich hatte heute schon genug Ärger, okay? Jetzt ist Ruhe!“
„Über dir. Über dir.“
Alice setzte sich auf und spürte dabei Schmerzen am ganzen Körper. Der Blick über den See war malerisch. Kleine Feen, deren Körper ein beruhigendes Licht verströmten, schwebten über der Wasseroberfläche. Alice blinzelte mehrfach und rieb sich die Augen, um sicherzustellen, dass die Wesen keine Illusionen waren.
„Wie seltsam. Wie seltsam.“
„Also aus meiner Sicht seid ihr die Seltsamen. Könnt ihr mir sagen, wo ich bin?“
„Warte. Warte. Wir rufen sie. Wir rufen sie.“ Die Feen flatterten zur Mitte des Sees.
„Jemand, der weiß, wie man sich vernünftig unterhält, wäre super.“ Alice stand auf und trocknete mit einem einfachen Zauber ihre Kleidung. Sie bohrte Excalibur neben sich in den Sand und nutzte es als Stütze, da ihr geschwächter Körper sich nach der Begegnung mit ihrem Dunklen Selbst noch nicht gut aufrecht halten konnte. Während sie auf die Rückkehr der Feen wartete, fühlte sie sich irgendwie ans Wunderland erinnert.
„Hmm, die würden super dorthin passen, denn im Wunderland konnte auch niemand einfache Antworten geben. Das werde ich Farias Schwester auch erzählen.“ Alice murmelte leise vor sich hin.
„Wir haben sie gerufen. Wir haben sie gerufen.“ Die Feen waren zurückgekehrt und flatterten nun aufgeregt vor Alice hin und her. In der Mitte des Feenschwarms konnte Alice eine etwas größere Fee erkennen, die sich deutlich von den anderen abhob. Als der Blick dieser Fee auf Alice und Excalibur fiel, erschien ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht. Als die Fee näher kam, versuchte Alice, wieder ohne Abstützen stehenzubleiben.
„Ich bin Viviane. Du musst Alice sein, oder?“
„Du kennst mich? Kannst du mir sagen, wo ich hier bin?“
„Das hier ist Mythe Alora, die Heimat der Feen. Ich glaube, von den Menschen wird er „See der Legende“ genannt. Es war genau hier, wo ich vor einiger Zeit Faria das Heilige Schwert übergeben hatte, das du jetzt trägst. Seit damals ist das Schwert eng mit Farias Willen und auch mit mir verbunden. Sie hat mich gebeten, ihr Schwert und ihre Kraft an dich zu übertragen.“
„Faria…“
„Es war eigentlich nie mein Ziel, aber das Schicksal wollte es anscheinend so, dass ich eine Art Ratgeber für die Helden dieser Welt bin. Und als solcher habe ich jetzt erneut das Schwert an den übergeben, der die schwere Last des Helden trägt. Dieses Schwert wird durch den Willen und die Macht seines Trägers geformt. Faria wollte ihre Nation beschützen, daher wurde Excalibur zu einem Werkzeug, mit dem das am besten möglich war. Alice, was ist dein Begehr?“
„Durch meine Schwäche und meine Ängste wurde ich in zwei Wesen gespalten. Mein anderes Selbst ist eine sehr große Gefahr für diese Welt und muss um jeden Preis aufgehalten werden.“ Alice hielt kurz inne.
„Aber ich denke auch, dass mein anderes Selbst gerettet werden sollte. Es war mein Verlangen nach Rache, das sie geformt und auf diesen Weg gebracht hat. Daher fühle ich mich verantwortlich, dass sie selbst zur Finsternis wurde, die sie eigentlich bekämpfen wollte.“
„Ich verstehe. Wenn das dein Wunsch ist, so nimm jetzt dein Schwert in die Hand.“
Alice streckte ihre Hand, wie von Viviane gefordert, nach dem Heiligen Schwert aus. Als sie das Heft umklammerte, sprang das Schwert plötzlich in die Luft und schwebte direkt vor Alice. Eine gleißende Aura hüllte Excalibur ein, als die Klinge eine neue Form annahm. Alice spürte, wie außerdem eine seltsame neue Kraft in sie drang.
„Ist diese Kraft ein Teil von Farias Willen gewesen?“
„Faria hat dir ihren Willen anvertraut, aber das allein ist es nicht. Du trägst schon sehr lange eine ungeahnte Macht in dir und Faria hat uns gebeten, diese Macht zu erwecken. Zur Verteidigung dieser Welt geben wir dir außerdem noch einen Teil von unseren Kräften.“
„Damit haben wir endlich wieder eine Chance! Ich habe mit meinem Selbst noch ein Hühnchen zu rupfen…“
„Gut, dann werden wir dich begleiten.“ Mit einer Handbewegung zog Viviane die Aufmerksamkeit der anderen Feen auf sich.
„An alle, wir ziehen bald los, daher sollte sich jeder gut vorbereiten.“
„Wir ziehen los. Wir ziehen los.“
„Vorbereiten. Vorbereiten.“
Die neuen Kräfte von Alice schienen tatsächlich nicht nur mit den Feen verbunden zu sein. Als sie mit ihrer Zauberkraft ihre Freunde aus dem Wunderland herbeirief, waren auch diese verändert. Der Verrückte Hutmacher, der Märzhase und die Haselmaus erschienen neben Alice und waren viel schwungvoller und weniger skurril als zuvor.
„Lady Alice, Ihr werdet uns doch nicht vergessen haben?“
„Jawollja, der Weg, der vor uns liegt, ist noch viel gefährlicher als alles, was wir zusammen beschritten haben. Ihr werdet unsere Hilfe brauchen.“
„Schlafen? Ich? Dafür ist keine Zeit!“
Alice strahlte, als sie ihre Freunde wiedersah. Falls ihre neuen Kräfte stark genug waren, um ihre Freunde aus anderen Welten zu beschwören, dann standen ihre Erfolgschancen vielleicht doch besser, als sie dachte.
„Danke für die freundlichen Worte, aber seit wann seid ihr drei so rücksichtsvoll und zuverlässig??“
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