Produktvorstellung: H5 - Duell der Weltenbäume
08/09/2023"Duell der Weltenbäume" ist das fünfte Set im Held-Zyklus!
Faria war von ihrem Volk stets als jemand beschrieben worden, der „versucht, die Welt zu retten“. Aber sie sah sich selbst gar nicht als Heldin, sondern wollte lediglich all jene beschützen, die ihr wichtig waren.
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Begonnen hatte alles zehn Jahre zuvor:
Faria war nicht das einzige Kind der Herrscherfamilie von Gloria, denn damals hatte sie noch einen älteren Bruder, Lars, und eine jüngere Schwester, Charlotte.
Lars war ein wahres Wunderkind und damit einzigartig in der langen Ahnenreihe. Er war ein Virtuose mit Klinge und Zauber, daher wurde erwartet, dass er sehr schnell den Thron bestieg und das Reich regierte. Aber Lars war nicht nur fast überall der Beste, er war auch sehr mitfühlend und immer bereit, allen zu Hilfe zu eilen, die seine Hilfe brauchten. Faria war sehr stolz auf ihren Bruder.
Charlotte hingegen war von der Natur nicht so gesegnet, im Gegenteil, sie war ein sehr kränkliches und schwaches Kind. Alle Ärzte und Wunderheiler des Landes versuchten sich daran, ihr zu helfen, aber vergebens.SKL-004_220
So blieb als letzte vage Hoffnung ein Tautropfen vom legendären Weltenbaum Yggdrasil, aber an diese zu gelangen, das war schier unmöglich.
Charlotte war zu schwach, um ihr Bett für längere Zeit zu verlassen, und hatte auch seit Jahren keinen Fuß mehr vor ihre Zimmertür gesetzt. Und so waren ihre einzigen Freunde die Vögelchen, die sie morgens vor ihrem Fenster singen hörte, und die Heiligen Wölfe, die im Hof des Palastes herumtollten.
Trotz ihres sehr einsamen Lebens hatte Charlotte immer ein Lächeln auf ihren Lippen: „Ich mag zwar schwach sein, aber mein Bruder und meine Schwester sind es nicht, und darauf bin ich stolz.“
Eines schönen Tages schnappte Lars ein Gerücht über ein mögliches Heilmittel für seine Schwester auf. Da er Charlotte über alles liebte, wartete er nicht darauf, ob sich das Gerücht bestätigen würde, sondern machte sich sofort auf den Weg.
Das Gerücht besagte, dass jemand in Vell-Savaria, einer mysteriösen Stadt jenseits des Vulkans Certo, ein Heilmittel für Charlotte kennen würde.
„Faria, ich bin bald wieder zurück. Ich werde auf mich aufpassen und komme heil zurück, das verspreche ich! Während ich weg bin, kümmere dich bitte um Charlotte und unser Volk.“
„Lars, wie kannst du mir so etwas Wichtiges anvertrauen?! Außerdem…außerdem glaube ich nicht, dass es jenseits von Certo noch etwas gibt. Man wird dich nicht einfach so durch Certo spazieren lassen. Das weißt du, oder? Warum musst du unbedingt selbst losziehen?“
„Faria, bitte, du musst mich verstehen. Falls ich nicht versuche, diese Chance zur Rettung unserer Schwester zu ergreifen, werde ich mir das für immer vorwerfen. Es gibt in Gloria niemanden, der bessere Chancen hätte, den Vulkan zu überwinden. Daher kann ich niemandem diese schwere Aufgabe zumuten, ich muss es selbst tun. Ich kann die Zukunft unseres Reiches in keine besseren Hände legen als in deine, Faria. Du wirst ein viel besserer Herrscher sein, als ich jemals gewesen bin. Daran magst du jetzt vielleicht zweifeln, aber nach einer Weile wirst du erkennen, wie Recht ich habe.“
Faria überstand den Abschied von ihrem Bruder nur mit Mühe. Kaum war er weg, ließ sie ihren Emotionen freien Lauf und heulte sich am Flussufer die Seele aus dem Leib. Wie sollte sie bloß ohne ihn dieses Reich regieren?
„Warum weinst du?“
Die Stimme eines mysteriösen Mädchens drang an ihr Ohr.
Faria antwortete, ohne zu zögern.
„Mein Bruder ist fort.“
Aber das Mädchen ließ nicht locker.
„Und er kommt nicht zurück?“
„Naja, doch, das hat er zumindest versprochen, aber…“
„Verstehe. Was hast du jetzt vor?“
„Unsere Heimat beschützen, bis er zurückkommt, aber ich…als Königin…ich…“
„Ich denke, es ist toll, eine Heimat zu haben, in die man zurückkehren kann. Ich habe einen solchen Ort nicht mehr und bereue es immer noch, dass ich ihn nicht verteidigen konnte. Aber wenn ich dir einen Rat geben soll, vertraue denen, die dir vertrauen.“
„Wer bist du?“
„Tut mir leid, aber ich muss weiter. Wir sehen uns später bestimmt noch einmal. Ich weiß, dass du es kannst, ich glaube an dich.“
Und mit diesen Worten verschwand das mysteriöse Mädchen so, wie es gekommen war.
„Hmm, sie war genau wie Lars. Aber wer war sie? Oder hab ich das nur geträumt?“
Kurze Zeit später erhielt Faria an einem entfernten Bergsee das Gottesschwert Excalibur und bestieg den Thron als Königin von Gloria.
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Zehn Jahre später:
Faria, inzwischen als Heilige Königin bekannt, war gerade dabei, die Grenzen ihres Landes gegen die einfallenden Armeen von Melgis zu verteidigen. Da meldete einer ihrer Soldaten eine seltsame Begebenheit.
„Hmm, ich verstehe. Du hast also ein mysteriöses Mädchen gesehen. Dann denke doch bitte kurz nach und erzähle mir ganz genau, was du gesehen hast.“
Dies war bereits der vierte Bericht über das Auftauchen eines mysteriösen Mädchens in den letzten Tagen gewesen, und Faria hatte sie alle gesammelt:
1. Es war gesehen worden, wie ein mysteriöses junges Mädchen am Himmel geflogen war.
2. Ein von einem Drachen bedrängter Soldat war von einer mysteriösen jungen Kriegerin gerettet worden.
3. Ein verwundeter Soldat, der bei einem Rückzug schwer gestürzt war, war von einer jungen Priesterin mit mächtigen Heilzaubern gerettet worden.
4. Und schließlich meldete heute ein Soldat, dass er ein Mädchen mit einem seltsamen Gegenstand gesehen hätte, das winzige Soldaten herbeigerufen hat.
„Hmm, ich denke nicht, dass wir es hier mit einem Feind zu tun haben. Es kommt mir so vor, als hätte ich etwas ähnliches auch schon erlebt. Das war…“
„Lady Faria, Melgis hat seinen Angriff begonnen!“
Bevor Faria ihre Gedanken weiter ausführen konnte, wurde sie von einem Boten unterbrochen, der schlechte Nachrichten überbrachte.
„Alles klar. Es geht los.“
Faria war erst vierzehn Jahre alt gewesen, als ihr Excalibur übergeben wurde. Seit diesem Tag hatte sie ihr Reich stets verteidigen können. Ehrlich, rein und entschlossen. Sie hielt sich nicht für wichtiger als ihre Untertanen und ihre Untertanen liebten sie und gaben ihr den Beinamen „die Heilige Königin“.
Im Nachbarreich Certo war Melgis quasi das direkte Gegenteil von Faria.
In uralten Zeiten war das Reich rund um den Vulkan noch ohne Herrscher gewesen, stattdessen herrschte das Recht des Stärkeren. Daran änderte sich auch nicht viel, als der erste König in Certo den Thron bestieg.
Das Volk passte sich über die Jahrhunderte immer mehr den rauen Gegebenheiten an, aber selbst heute spielten alle Tag für Tag an den Hängen des Vulkans noch mit ihrem Leben.
So wurden zum Beispiel immer wieder Soldaten von den Drachen gefressen, auf denen sie in den Kampf reiten sollten.
Und in dieser chaotischen Umgebung eroberte Melgis den Thron im Handstreich, indem er den vorherigen König, Volga, erschlug.
„Hmm, Ihr seid also die Heilige Königin, oder? Nehmt es nicht persönlich, aber das ist jetzt mein Land.“
„Das könnt Ihr vergessen. Ich habe geschworen, dieses Reich zu verteidigen. Ich lasse nicht zu, dass Eindringlinge auch nur einen Fuß in mein Königreich setzen. Das gilt auch für Euch!“
Faria und Melgis waren bereit, jede Sekunde aufeinander loszustürmen.SKL-027-J_220
„Das ist doch…“
„Parzifal, was ist los?“
Faria hatte ihr Gottesschwert, die Erinnerung eines großen Helden aus einer anderen Welt, bisher vor allen verborgen gehalten, einzig Parzifal wusste darüber Bescheid.
„Ich spüre die Macht einer Erinnerung, die deinem Schwert sehr ähnlich ist. Möglicherweise trägt Melgis das Dämonenschwert.“
„Ihr Ritter der Tafelrunde wisst davon?“
„Ja. Bitte seid vorsichtig, meine Königin. Falls „Er“ sich mit unseren Feinden hier verbündet hat, sollten wir besonders vorsichtig sein.“
„Das sehe ich ein. Aber wenn ich mich mit Melgis duelliere, dann werde ich ihn ziemlich sicher besiegen können. In einer Schlacht hingegen kann viel passieren und Unschuldige werden sterben. Also wartet bitte hier auf mich und überlasst das mir.“
Faria machte einen Schritt auf Melgis zu und rief ihm eine Herausforderung entgegen.
„Flammenkönig von Certo! Lasst uns das in einem Duell regeln. Ihr werdet es ja gewiss eilig haben…“
„Haha. Mit Vergnügen. Mein Dämonenschwert ist schon sehr hungrig.“
Unter den Blicken beider Armeen entspann sich ein packendes Duell, denn wenn zwei Träger von Insignien aufeinandertreffen, dann sind schnelle Entscheidungen nicht an der Tagesordnung.
Von der hellsten Mittagsstunde bis zum ersten Abendrot klirrten die Schwerter und es sah nicht danach aus, als würde einer der beiden Kontrahenten ermüden. Dabei schien Faria besser mit ihrem Schwert umgehen zu können, doch Melgis steckte Treffer um Treffer einfach weg, ohne offensichtliche Auswirkungen oder gar bleibende Schäden davonzutragen.
„Heilige Königin, Ihr schlagt Euch gar nicht mal so schlecht.“
„Aber meine Treffer scheinen Euch nichts auszumachen. Ist das Euer Dämonenschwert?“
„Pah, nein, nicht die Macht des Dämonenschwerts, nein, das ist meine Macht! Ich bin derjenige, der das Schwert kontrolliert, nicht anders herum. Aber genug geplaudert, bringen wir’s zu Ende, hier und jetzt!“
Melgis umklammerte sein Dämonenschwert noch fester und eine gewaltige magische Energie sammelte sich um ihn.
„Göttergabe Entfesseltes Dämonenschwert! Heilige Königin, das ist Euer Ende!“
„Oh, die gewaltige Macht einer Göttergabe kann nur ein einziges Mal entfesselt werden. Ich muss irgendwie ausweichen, sonst…“
„Lanzelot, zu mir!“
Auf Melgis‘ Ruf löste sich ein einzelner Ritter aus Melgis‘ Truppen, eingehüllt in Flammen und mit dem Funkeln des Wahnsinns in seinen Augen. Lanzelot, ein Ritter der Tafelrunde.
„Meine Königin, Vorsicht!“
Parzifal rannte auf die Königin zu, aber da hatte Lanzelot bereits ein flammendes Geschoss aus seiner Klinge auf Faria abgefeuert, die verzweifelt auszuweichen versuchte.
Melgis nutzte dieses Ablenkungsmanöver für seinen Angriff und ließ Laevateinn so schnell wie der Blitz durch die Luft wirbeln. Er hatte seinen gesamten Hass in seine Insignie und diesen einen Schwerthieb kanalisiert. Ein Feuerball explodierte und hüllte alles in ein flammendes Inferno, so dass von den Beobachtern niemand sehen konnte, was dort tatsächlich geschah.
Die Armee des Flammenkönigs und die Armee der Heiligen Königin starrten gebannt auf dieses Schauspiel und konnten noch nicht begreifen, was dort geschehen war. Dann trat ein betrübter Melgis aus den Flammen.
„Melgis, du hast gesiegt. Was ziehst du dann für ein Gesicht?“
Lanzelot, der wahnsinnige Ritter, war wie immer sehr direkt.
„Ich habe nichts gespürt. Unzählige Gegner sind meiner Klinge schon zum Opfer gefallen und jedes Mal habe ich etwas gespürt. Aber dieses Mal – gar nichts, als hätte ich überhaupt nicht getroffen.“
„Was heißt das?“
Als die Flammen endlich erloschen waren, stand die Heilige Königin im Zentrum der Zerstörung, unverletzt und ohne einen Kratzer. Ein heilender Wind umhüllte sie, ein sehr mächtiger Heilzauber, der von einem seltsam gekleideten Mädchen auszugehen schien, das neben ihr stand.
„Wer ist das? Ach, egal. Für dieses Mal gebe ich mich geschlagen. Aber beim nächsten Mal seid Ihr tot, auch ohne meine Göttergabe!“
Lanzelot schien der Ausgang des Duells eher kalt zu lassen. „Das Mädel interessiert mich nicht. Gebt mir mehr Ritter als Gegner und ruft mich das nächste Mal früher.“
„Alles zu seiner Zeit…“
Melgis und seine Armee zogen sich rasch auf ihr Gebiet jenseits der Grenze zurück.
„Du hast mir das Leben gerettet. Tausend Dank!“
„Na du bist aber groß geworden, hmm. Da hatte ich damals doch Recht gehabt, du machst dich gut als Königin.“
Diese Stimme kam Faria seltsam vertraut vor, sie schaute sich das Mädchen genauer an und erkannte es sofort.
„Unmöglich, du bist es wirklich, oder? Wie damals, unten am Fluss.“
„Bald, sehr bald wird etwas hierher kommen. Vor langer Zeit war ich eher zufällig auf diese Welt hier gelangt. Aber das ich jetzt zurückgekehrt bin, das muss Schicksal sein.“
„Aber, aber du hast dich in all den Jahren überhaupt nicht verändert. Da ist so viel, das ich wissen möchte. Doch kannst du mir vorher bitte meine Frage beantworten, die ich dir vor zehn Jahren gestellt habe? Mein Name ist Faria, Königin von Gloria, und wer bist du?“
Und jetzt, zehn Jahre später, antwortete das mysteriöse Mädchen tatsächlich.
„Ich bin Alice. Freut mich, dich wiederzusehen.“
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