
Kapitel 13: Das Schicksal nimmt seinen Lauf
Grimm: Tausend Jahre Ewigkeit
13. Kapitel: Das Schicksal nimmt seinen Lauf
Kaguya hatte sich den Uralten erfolgreich in den Weg gestellt und mit Hilfe des Rituals der Jahrtausende fürs Erste unschädlich gemacht.
Währenddessen hatte Alice ihren eigenen Konflikt auszutragen, mit einem gewissen Blazer.
Alice hatte ihren alten Widersacher schon fast besiegt, aber als dieser keinen Ausweg mehr sah, verstärkte er seine verbissenen Anstrengungen und dachte gar nicht daran, aufzugeben.
„Du bist aber ganz schön hartnäckig, menno!“
Blazer schleuderte eines seiner Schädelgeschosse mit unglaublicher Wucht auf Alice. Er war ein Monster, das nur für den Kampf existierte, selbst ein einziger Treffer seiner Geschosse konnte bereits den sicheren Tod bedeuten.
Mühelos und instinktiv rief Alice eine Schutzbarriere herbei und lenkte so den Schuss ab. Doch das war nur ein Ablenkungsmanöver von Blazer gewesen. Sein Schatten, im toten Winkel von Alices Sichtfeld, ließ ebenfalls einen Schädel entstehen und machte sich bereit, ihn auf die Dimensionshüterin abzufeuern. Alice jedoch spürte instinktiv, dass etwas nicht stimmte und blickte hinter sich.
„Autsch, das ist nicht gut. Märzhase, kannst du das Teil wegkicken?“
„Na klar doch! Und … zack!“
Das beschworene Wesen nahm seine ganze Kraft zusammen und … kickte Alice mit Anlauf durch die Luft, so dass sie erst nach mehreren Metern schmerzhaft wieder auf dem Boden aufkam.
Blazers Geschoss peitschte durch die Luft und hätte genau getroffen, aber zum Glück hatte der Märzhase gute Arbeit geleistet.
„Aua, ich hab nicht gesagt, dass du MICH treten sollst!“
„Ach, ist doch egal! Ich hab dich gerettet, oder?!“
„Au weia, warum immer ich?! Warum muss ich immer nur die hoffnungslosen Fälle treffen?!“
„Na vielen Dank auch, Mädel…“
Und auch der Verrückte Hutmacher mischte sich ein: „Das war aber gar nicht nett!“
„Genau, das macht mich ein stückweit betroffen.“
„Pah.“
Trotz des ganzen Lärms hatte die Schlafende Haselmaus immer noch kein Auge aufgemacht.
„Gähn…könnt ihr mich nicht einmal schlafen lassen?! Macht doch mal fertig hier…“
Während die Haselmaus leise vor sich hin murmelte, richtete Alice wieder ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Blazer.
Blazer hatte sich die ganzen letzten Minuten auf das Schleudern seiner tödlichen Schädel konzentriert und dabei seine Deckung sträflich vernachlässigt. Für Alice war das ein klares Signal, dass er nicht einfach nur gewinnen, sondern vor allem Alice vernichten wollte.
Langfristig würde Alice dem nicht viel entgegen zu setzen haben, sie spürte, wie ihre Barriere immer schwächer wurde, daher musste sie das Problem anders angehen.
Sie mobilisierte ihre letzten Willensreserven von Licht und Wasser und fokussierte diese Energie auf Blazer. Ihr Widersacher war machtlos dagegen und fühlte seine Kräfte schwinden, seine Tage in dieser Welt waren gezählt.
„Tut mir echt leid, aber du hast ja nicht aufhören wollen. Das wird jetzt dein Ende sein!“
„Alice, warum lässt du ihn nicht einfach abhauen?“
Diese Frage des Verrückten Hutmachers ließ Alice kurz innehalten.
„Hmm, du hast Recht. Blazer wird sicherlich zu seinem Herrn und Meister zurückkehren. Der ist es ja, den ich eigentlich suche. Nur habe ich momentan keine Ahnung, wo er sich versteckt hält, aber so hätte ich dann wenigstens eine Spur. Und außerdem hab ich in dieser Welt ja noch etwas zu erledigen…“
Etwa zur gleichen Zeit war Kaguya auch erfolgreich gewesen und dann von dieser Welt verschwunden. Und mit ihr die zusätzlichen Monde, denn deren Aufgabe war ja auch erfüllt.
Alice verschwand und tauchte in der Nähe eines leuchtenden Bambushains wieder auf. Dort im Dickicht fand sie ein neugeborenes Baby und erkannte in ihm die wiedergeborene Prinzessin Kaguya.
„Schön dich wiederzusehen, Prinzessin, du siehst ja noch niedlicher aus als vorher…“
„Bist du Alice?“
„Wer will das wissen?“
„Ich bin Fiethsing, und die Hässlette da ist Zero.“
„Pah, als ob du eine Schönheit wärst, Fieth.“
„Oh, das hätte ich beinahe vergessen. Falls du Alice bist, dann muss ich dir was geben, das musste ich Kaguya versprechen. Sie sagte, wenn ich jemals Alice treffen sollte, dann müsste ich ihr das hier geben. Und ich halte immer meine Versprechen.“
„Pah, das ist ja wohl sowas von gelogen, du hältst deine Versprechen nie.“ murmelte Zero vor sich hin. Aber Fiethsing überhörte diese Spitze und zog einen mysteriösen Zauberstein aus ihrer Tasche.
„Dieser Zauberstein enthält die gesamten Erinnerungen dieser Welt. Falls du irgendwann einmal die Kräfte dieser Welt brauchen solltest, wäre das Teil sicher hilfreich, oder? Egal, hier, das ist für dich.“
„Fiethsing, ich danke dir. Kaguya, ich werde mit Sicherheit eines Tages zurückkehren. Bis dahin versprich mir bitte, dass du groß und stark werden wirst, okay?“
„Oh, Alice, Moment mal, ich wollte dich noch was fragen. Hmm, wie sag ich das am besten? Hmm, du, du, du bist doch von der Erde, oder?“
„Woher wei…“
„Das hab ich irgendwo gehört, glaub ich. Wenn Kaguya größer ist, werde ich ihr vielleicht davon erzählen.“
„Ah, verstehe. Ja, es war eine wundervolle Welt, es gab dort sogar einen echten Mond. Aber ich muss jetzt so langsam los. Man sieht sich!“
Nachdem sie sich von Fiethsing und Zero verabschiedet hatte, öffnete sie eine Tür ins Nichts, trat hindurch und verschwand.
„Fieth, warum hast du das gefragt?“
„Das war nur so eine fixe Idee von mir. Ich habe im letzten Jahrtausend sehr viel nachgedacht, weißt du. Und ich vermute, du auch. Diese Welt hier gibt es ja nur dank Scheherazades Geschichten in den letzten tausend Jahren. Diese Geschichten, das waren alles Erinnerungen an die Heimatwelt dieses Mädchens, an die Erde. Dank der Erde wurden Kaguya und ihr Mond hier geboren und konnte der Krieg mit den Uralten endlich gewonnen werden. Viel mehr ist nicht übrig vom Zaubersteinkrieg und dem letzten Jahrtausend. Dank der Erinnerungen an die Erde wurde diese Welt hier nach dem Krieg auch zur Erde. Aber diese Welt ist nicht wirklich die wahre Erde. Hier gab es ja zum Beispiel nie einen Mond.“
„Hmm, du hast Recht. Aber in dem Fall müsste Scheherazade ja eine Zauberin aus einer anderen Welt sein, mit völlig anderen Kräften als wir.“
„Ja, das denke ich auch. Aber es hat auch etwas damit zu tun, was Grusbalesta gesagt hat. Als er die Zaubersteine studierte, glaubte er herausgefunden zu haben, dass diese Welt von Anfang an mit den Erinnerungen der Erde ausgestattet gewesen war. Zaubersteine enthalten ja sehr oft die Erinnerungen anderer Welten, aber kein Zauberer dürfte jemals so mächtig gewesen sein, eine so umfangreiche Geschichte zu erschaffen, wie hier auf dieser Welt. Daher glaubte Grusbalesta, diese Welt müsste einen direkten Zugriff auf die Erinnerungen der Erden haben.“
„Hmm, bedeutet das, dass Scheherazade uns nicht die Wahrheit gesagt hat?“
„Ich bin nicht sicher, dass die Wahrheit immer das Beste ist. Unwissenheit ist eine Tugend, heißt es ja so oft. Wir verstehen ja noch nicht einmal, wie man zwischen den Welten wandern kann. Wodurch wird das ausgelöst? Wie können wir das untersuchen? Können wir das überhaupt näher untersuchen? Ich glaube, wir können momentan nur raten. Oder Scheherazade fragen. Aber ich habe keine Ahnung, wo sie gerade steckt. Außerdem, ja, außerdem ist da noch etwas anderes.
Wenn es Erinnerungen von der Erde gibt, dann muss es diese Erde ja auch wirklich gegeben haben, oder? Und wenn das der Fall ist, dann habe ich noch eine andere Vermutung. Ich glaube nämlich, es gibt eine spezielle Erinnerung von der Erde, die uns verraten kann, dass jemand damals die Uralten herbeigerufen hat.“
„Herbeigerufen? Wer würde denn so etwas machen? Und warum?“
„Vielleicht um diese Welt zu zerstören? Das war vermutlich der Teil der Geschichten, den Scheherazade für sich behalten wollte. Und da ist noch etwas. Warum sollten die Erinnerungen der Erde ausgerechnet hier auf dieser Welt auftauchen? Ich denke, Alice hat genau diese Frage beantwortet, als ich sie nach der Erde fragte.“
„Ja, es war eine wundervolle Welt…, hat sie gesagt.“
„Genau, „war“, also Vergangenheitsform. Das bedeutet…“
In der Zwischenzeit war Alice heimlich Blazer auf den Fersen, zu einem geheimen Ort irgendwo im Universum.
„So, du rennst also direkt nach Hause, Blazer. Sehr gut, zeig mir, wo du und dein Meister euch versteckt.“
Alice musste plötzlich an ihre Vergangenheit denken.
„Dieses Mal halte ich dich auf! Du hast damals meine Heimat zerstört, aber das war das letzte Mal, das schwöre ich!“
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