Produktvorstellung: H5 - Duell der Weltenbäume
08/09/2023"Duell der Weltenbäume" ist das fünfte Set im Held-Zyklus!
Shangri-La
„Ich hoffe wirklich, Pricia hat es alleine geschafft.“
Shion lief besorgt und nervös am Ufer auf und ab, den Blick auf Shangri-La gerichtet.
Dort schien alles still und friedlich zu sein, momentan wahrscheinlich der einzig friedliche Ort Attoraktias. In der entgegengesetzten Richtung sah es ganz anders aus: dicke schwarze Wolken und ein bedrohlicher Finstermond füllten drückend den Himmel über dem Weltenbaum Yggdrasil.
Shion konnte irgendwie spüren, dass es irgendeinen Zusammenhang zwischen beidem gab, für reinen Zufall war das Timing zu perfekt.
„Shion.“
Die junge Frau vernahm eine Stimme, die zu ihr sprach. Eine vertraute Stimme, die sie in den letzten Tagen oft gehört hatte, doch hatte diese irgendwie jetzt einen merkwürdigen Unterton, so als ob sich jemand anderes dieser Stimme bediente.
„Pricia!“
Als Shion sich umdrehte, konnte sie in einiger Entfernung Pricia erkennen, die auf sie zueilte.
„Du hast es also geschafft!“
„Aber sicher doch. Andernfalls wäre ich doch jetzt nicht hier, oder?“
Irgendetwas stimmte nicht. Pricia schien ihre übliche Quirligkeit eingebüßt zu haben, sie bewegte sich langsamer und gesetzter, ihr schelmisches Lächeln war ebenfalls verhaltener. Hatte sie die Begegnung mit Valentina so sehr mitgenommen? Shion wusste, dass es ein ganz schönes Trauma verursachen konnte, einen Menschen zu töten, selbst wenn es derjenige tausendmal verdient hatte, so wie Valentina.
„Ja, das stimmt. Mir fällt ein Stein vom Herzen, ich hatte mir schon Sorgen um dich gemacht.“
„Shion, ich hätte eine Bitte. Kannst du bitte ein Lied für mich singen?“
„Ah, na klar, warum nicht. Es war mir gar nicht bewusst, dass du dich so sehr für meine Lieder interessierst, Pricia.“
Shion wusste, dass Pricia zwar durchaus der Musik zugetan war, schließlich war ihre Insignie eine magische Flöte. Aber bisher hatte sie doch eher wild beschwingte Instrumentalstücke bevorzugt, als die gemächlichen Balladen, die Shion über Attoraktias Vergangenheit zum Besten gab.
„Ich würde gern ein Loblied hören, ein Loblied für Eroberer. Sing doch bitte „Die Herrscherin“ für mich.“
„Öh, also, das ist doch Val…“
Bevor Shion begriff, was hier geschah, war es bereits zu spät. Pricia hatte sich blitzschnell mit ausgestreckten Krallen auf sie gestürzt. Sie schlug zu und erwischte Shion voll in der Magengrube. Blut spritzte.
„Du-du bi-bist nicht Pricia. Va-va-valentina, wie…“
Die geschockte Shion hustete Blut und das Sprechen fiel ihr schwer.
„Ich habe es dir vor langer Zeit schon gesagt. Diese Welt, du, der Körper dieser kleinen Ratte hier, all das gehört mir allein. Ja, vielleicht habe ich den kleinen Rotzbengel unterschätzt, der mich verraten hat und jetzt meine Welt zerstören will, aber das tut nichts zur Sache. Bald wird er mir verraten, wie ich zu anderen Welten reisen kann. Dann werde ich schon bald ein neues Spielzeug für mich finden. Ich werde tausende von Welten erobern und all die wunderschönen Kostbarkeiten gehören dann mir, mir allein.“
Valentinas Gesichtszüge hatten sich zu einem sadistischen Grinsen verzerrt, ihre Pupillen ähnelten jetzt eher denen einer Schlange.
„Pricia…Maribel…es tut mir lei…“
Shions Körper fiel leblos zu Boden, löste sich auf und wurde dann von dem Memoria aufgenommen, das Valentina in der Hand hielt.
„Sooo, das wäre erledigt. Und jetzt, kleiner Lapis, zu welcher Welt wirst du mich als Erstes führen?“
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Yggdrasil, der Weltenbaum
„Da…das ist der Mond, der damals die Cthulhu herbeigerufen hat!“
Kaguya hatte plötzlich eine Erinnerung an ihr früheres Leben.
„Tststs…mich zu zwingen, solch eine Kraft einzusetzen. Ich habe euch Gewürm unterschätzt.“
Lapis hatte sich einer Uralten Magie bedient und einen schrecklichen Zauber gewirkt, den unsere drei Heldinnen nicht für möglich gehalten hatten.
Diesen Angriff als „blitzschnell“ zu bezeichnen, das wäre stark untertrieben gewesen. Auf irgendeine unbegreifliche Weise fand er außerhalb der Zeit statt. Der Schwarzmond schickte nicht einfach einen vernichtenden Strahl los, der nach gewisser Zeit dann sein Ziel erreichte. Nein, der gesamte Strahl materialisierte sich einfach, überall zur selben Zeit. Und Alice war hilflos in diesem Schwarzmondstrahl gefangen.
„Alice!“
„Lady Alice!“
Kagyua und Charlotte hatten nicht sehen können, was passiert war, sie sahen nur das Ergebnis: Alice war getroffen.
„Jetzt hör endlich auf, gegen mich anzukämpfen. Wir können nur überleben, wenn du mich endlich ranlässt!“
Alice verlor kurz das Bewusstsein. Jetzt konnte sie ihre dunkle Seite nicht mehr aktiv in Schach halten, schwarze Flecken erschienen auf ihrer Haut, mehr und immer mehr. Dann brach die Dunkle Alice mit einem Freudenschrei durch.
„Die Zeit ist um, Kinder! Jetzt gibt’s auf die Fresse!“
Die Dunkle Alice ließ einen gewaltigen finsteren Blitz los, der sich in alle Richtungen ausbreitete und alles zerstörte, was bisher noch heil geblieben war. Doch da sie noch im selben Körper steckte wie Alice, welche in den letzten Minuten eine Menge einstecken musste, zeigte sich sehr schnell, wo ihre Grenzen waren. Ihr Zauber verpuffte und sie landete unsanft auf dem Boden.
„Da…das ist uralte Magie.“
„Kaguya, ihr habt diesen Zauber erkannt? Für mich ging das zu schnell.“
„Äh, was? Hatte ich etwas gesagt? Tut mir leid, das muss warten. Jetzt müssen wir Alice schnappen und von hier verschwinden. Am besten auf eine andere Welt, mit meinem Raumschiff.“
„Eine andere Welt? So etwas gibt es wirklich? Aber ich kann doch meine Heimat nicht im Stich lassen!“
„Manchmal ist es besser, sich zu verdrücken, um an einem anderen Tag zurückzuschlagen. Aus dem Totenreich werden wir Attoraktia gewiss nicht retten können. Wir sollten also lieber zusehen, dass wir hier heil wegkommen.“
Alice, die inzwischen wieder ihre normale „gute“ Gestalt zurückerlangt hatte, wurde von einem von Kaguyas Kaninchen aufgesammelt.
„Vielleicht haben wir diese Welt verloren, aber wir haben ja jetzt das hier.“ Kaguya hatte sich die Insignie geschnappt, die Lapis vorhin fallen gelassen hatte und hielt die Miniaturausgabe der Erde fest umklammert.
„Und was machen wir damit?“ Charlotte verstand das alles noch nicht so recht.
„Das werde ich schon rausfinden. Aber jetzt heißt es nichts wie weg!!“
„Ah.“ Charlotte hatte Schwierigkeiten, die Zuversicht von Kaguya zu teilen. Die beiden sahen zwar aus, als wären sie im selben Alter, aber ihr Charakter hätte unterschiedlicher nicht ausfallen können…
„Die Erde mag ich verloren haben, aber das ist nicht weiter schlimm. Diese Welt hier wäre ein ausreichend guter Ersatz. Das habe ich dir zu verdanken.“ Lapis warf einen grimmigen Blick auf Yggdrasil.
„Aber das heißt noch lange nicht, dass ich euch so einfach gehen lasse!“
Lapis wandte sich den beiden fliehenden Mädchen zu und hauchte ihnen eine tiefschwarze Kugel hinterher, die schnell größer wurde und Tempo gewann.“
„Uh oh, das sieht nicht gut aus.“ Kaguya blickte der schnell näher kommenden Bedrohung skeptisch entgegen.“
„Kaguya, Moment, ich hab eine Idee.“
Charlotte lenkte die Macht des Heiligen Geistes, die sie in sich trug, in das Memoria, welches die bewusstlose Alice noch fest umklammert hielt.
Zusammen mit den letzten Kraftreserven Attoraktias erzeugte das Memoria eine leuchtende magische Schutzbarriere. Der Angriff von Lapis war in letzter Sekunde gestoppt.
„Charlotte, danke! Komm, steig ein! Alice ist schon drin.“
„Okay.“ Charlotte drehte sich zu Kaguya um und sah diese in einem seltsamen Fahrzeug sitzen, das wenige Zentimeter über dem Boden schwebte.
Währenddessen vollendete Lapis sein Ritual, die ganze Welt war jetzt von seinen finsteren Schatten umhüllt. Die drei lästigen Nervensägen, die versucht hatten, ihn aufzuhalten, waren fürs Erste vergessen.
„Oh, sie sind schon weg, huh? Naja, egal.“
Lapis beobachtete, wie Attoraktia langsam kleiner und kleiner wurde. Als er weiter genüsslich dabei zusah, bemerkte er aus den Augenwinkeln hinter sich jemanden. Lapis war es nicht gewohnt, dass sich jemand an ihn anschlich, daher wirbelte er herum, zum Angriff bereit.
„Ihr habt sie also entkommen lassen.“
„Valentina? Ich wusste nicht, dass ihr eure Gestalt wechseln könnt.“
„Es gibt da eine ganze Menge, was ihr nicht wisst und was euch nichts angeht, kleiner Prinz.“
„Vergesst nicht, wer hier das Sagen hat.“ Lapis war erbost darüber, dass Valentina ihm nicht den Respekt zollte, den er für sich beanspruchte.
„Ja, genau, steckt ruhig einmal die Hand in den Sand und drückt schön fest zu. Dann könnt ihr dabei zusehen, wie euch der Sand durch die Finger rinnt…“
„Wohl ein Gefahrensucher, was? Seid ihr so blind, dass ihr meine ungeheure Macht nicht spüren könnt? Also ich würde euch eher davon abraten, mich weiter zu ärgern…“
Valentina lachte verächtlich.
„Eigentlich wollte ich euch ja danken, denn dank euch kann ich jetzt viele andere Welten kennenlernen.“
„Tut, was ihr nicht lassen könnt. Ich brauche euch jetzt nicht mehr.“
„Ich frage mich, ob ihr lange genug leben werdet, um das noch einmal zu bereuen, kleiner Prinz.“ Valentina lachte verächtlich und verschwand.
Kurze Zeit später war der Widerstand Yggdrasils endgültig gebrochen.
Attoraktia schrumpfte und schrumpfte, bis die Welt wie ein kleiner Globus vor Lapis schwebte. Und Lapis ergriff seine neue Insignie und ließ sie nicht mehr los…
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