Produktvorstellung: H5 - Duell der Weltenbäume
08/09/2023"Duell der Weltenbäume" ist das fünfte Set im Held-Zyklus!
Dunkle Wolken waren am Himmel über Attoraktia aufgezogen, welche wieder und wieder von blutroten Blitzen durchzuckt wurden. Zwei Lichtquellen wehrten sich wacker gegen diese erdrückende Dunkelheit: das Licht des Mondes eines zerstörten Planeten und das Licht von Yggdrasil, dem Weltenbaum.
Überall auf der Welt herrschte eine schmerzhafte Stille. Selbst wer keinerlei magische Fähigkeiten hatte, konnte dennoch spüren, wie die Aura einer ungeheuren Bedrohung immer näher kam. Das grässliche, erdrückende Gefühl eines unabwendbaren Schicksals.
Kaguya, die den Weltenbaum ein weiteres Mal umrundet hatte, stand plötzlich einem seltsamen Mädchen mit langen blonden Haaren gegenüber, das direkt aus dem Stamm des Weltenbaums zu treten schien.
„Du bist Alice, oder? Hahaha, endlich hab ich dich gefunden!“ Kaguya grinste breit.
„Bist du Kaguya? Es tut mir leid, aber das mit dem Wiedersehen müssen wir auf später verschieben. Jetzt sollten wir dringend etwas anderes erledigen.“
„Hehehe, alles klar, Chef!“
Nach dieser kurzen Begegnung über Raum und Zeit hinweg wandten sich Alice und Kaguya gemeinsam Sylvia zu und attackierten die Clangründerin.
Dank Yggdrasil waren Alice und die Dunkle Alice wieder zu einem Wesen zusammengefügt worden, wodurch auch die Kräfte beider Persönlichkeiten kombiniert wurden. Und das machte es für Alice recht schwer, ihre neuen Kräfte zu kontrollieren, andererseits hatte auch Sylvia – selbst in ihrer Drachenform – nun einen extrem schwierigen Stand gegen die kombinierte Macht von Alice und Kaguya.
Alice traf Sylvias linken Flügel mit einem mächtigen Magiegeschoss, worauf Sylvia mit einem Flammenstrahl antwortete. Dieser wurde jedoch von Kaguya neutralisiert und im selben Augenblick landete Alice einen vernichtenden Schwerthieb mit Excalibur X.
Mit einem lauten Schmerzensschrei brach Sylvia zusammen und kehrte zu ihrer menschlichen Gestalt zurück.
„Na, das war’s dann wohl.“ Sylvia fiel das Reden schwer, sie musste regelmäßig unterbrechen, um Blut zu husten und auszuspucken.
„Ich habe euch Erdlinge unterschätzt, ihr seid stark. Zu stark für mich. Vielleicht hätte ich mich mit EUCH verbünden sollen, anstatt mit ihm.“
Sylvia brach endgültig zusammen, ihre Augen verloren ihren Glanz und ihr Körper jegliche Farbe, als ob etwas die letzte Lebenskraft aus Sylvia saugen würde.
„Aber so habe ich voreilig einem anderen die Treue geschworen, um meinen Clan retten zu können. Und dafür muss ich jetzt bezahlen. Falls ihr diese Welt noch retten wollt, geht nach Osten. Hinter die Berge von Certo, nach Vell-Savaria.“
Mit diesen letzten Worten schied Sylvia aus dem Leben und die letzte Farbe war endgültig aus ihrem Körper gewichen. Alice blickte reumütig auf den leblosen Körper hinab, doch dann stahl sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht.
Kaguya, welche alles beobachtet hatte, fühlte sich sehr seltsam. Obwohl diese Ausgabe von Kaguya in sterblicher Form geboren worden war, hatte sie in ihrer unsterblichen Vergangenheit mehr als genug über Magie und Leid erfahren. Hätte sich Kaguya jetzt an all dies erinnert, so hätte sie wahrscheinlich etwas anders reagiert.
Doch so sah Kaguya keinen wirklichen Grund zum Handeln, fühlte aber dennoch zaghafte Echos ihrer früheren Erinnerungen durch die Untiefen ihres Gedächtnisses hallen, was sie mit unbestimmter Sorge füllte.
„Alice. Bist du okay? Du siehst irgendwie anders aus.“
„Hmm, das könnte ich auch über dich sagen, Kaguya.“
„Echt? Aber ja, ich denke, du hast Recht. Ich kann mich nicht mehr wirklich an mein früheres Ich erinnern. Wenn ich dich ansehe, dann sagt mir meine innere Stimme, dass du Alice bist, aber das war es auch schon.“ Kaguya fasste sich an die Schläfe und legte ihre Stirn in Falten, so als würde sie angestrengt nachdenken.
„Das geht mir ganz ähnlich. Mein Herz sagt mir, dass du Kaguya bist, aber du siehst ganz anders aus und verhältst dich auch anders.“
„Hey, aber dafür kann ich nichts. Meine Pflegeeltern sind schuld!“
„Deine Pflegeeltern? Naja, ich kann mir nur zu gut vorstellen, in was für Schwierigkeiten du sie bringst…“
„Öhm, Alice, können wir uns das Thema vielleicht für später aufheben?“
„Alles klar, Themenwechsel. Sieht nicht so aus, als hätte ich mir wehgetan.“ Alice tastete sich vorsichtig ab.
„Hmm, okay, hört sich gut an. Dann lass uns mal das letzte Level plattmachen. Wo war das nochmal? Bella Savanna?“
„Fast, Vell-Savaria. Aber du hast Recht, wir sollten uns beeilen. Ich kann die Stimme von Yggdrasil deutlich hören, sie bittet uns, IHN zu bezwingen. Wir müssen diese Welt beschützen!“
„Klaro. Na dann mal los!“
Kagyua hatte die ganze Zeit schon so ein seltsames Gefühl, das sie nicht genau deuten konnte.
Sie rieb sich die Augen, denn für einen Moment glaubte sie, etwas wirklich Seltsames gesehen zu haben: für den Bruchteil einer Sekunde hatte Alice zwei unterschiedliche Gesichter, ihr normales und ein pechschwarzes verzerrtes…
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Während die zwei Heldinnen nach Vell-Savaria flogen, hatte in Shangri-La bereits die entscheidende Schlacht begonnen.
Shion, Pricia und Maribel hatten während der letzten Tage sehr schnell eine Armee von Rebellen mobilisiert. Doch als sie Wind von Valentinas Rückkehr bekamen, mussten sie schnell aus der Stadt verschwinden, um ihren Putschversuch nicht zu gefährden. So eine riesige Frau aus Stahl ist halt schon etwas auffällig, selbst in einer hippen Stadt wie Shangri-La. Die drei zogen sich daher an die Küste außerhalb der Stadtmauern zurück, während die Rebellenarmee in der Stadt auf das Signal zum Angriff wartete.
„Shion, Marie, ich habe beschlossen, dass ich mich allein um sie kümmern werde.“ Zum ersten Mal in ihrem Leben wirkte Pricia ernst und gefasst.
„Nein, ich habe Valentina so einfach gewähren lassen. Ich habe bei ihr im Palast gelebt und habe nichts dagegen unternommen. Es ist also irgendwie auch meine Schuld.“
„Pricia, und ich bin es meinem Meister schuldig.“
„Woah, ihr zwei, Moment.“ Pricia hob die Hand, um die beiden zu unterbrechen.
„Shion, du wirst gebraucht, um unsere Armee zu führen. Du kennst die Stadt wie deine Westentasche und deine Musik verbreitet Hoffnung und neuen Mut.
Marie, deine Aufgabe ist es, die übrigen Bewohner der Stadt zu beschützen und heil aus der Stadt zu geleiten. Niemand soll mehr jemanden verlieren müssen, der ihm nahe steht.“
Shion und Maribel waren mehr als erstaunt über Pricias klare Ansagen.
„Aber wir wissen doch noch nicht, wie mächtig sie wirkl…“ Shions Protest wurde erneut unterbrochen.
„Das wird schon passen. Der Weltenbaum hat mir eine Vision geschickt und ich habe so etwas wie eine Geheimwaffe. Es sieht so aus, als würde der Weltenbaum einigen Auserwählten dabei helfen, unsere Welt zu retten. Ich weiß, dass ich gewinnen kann. Ich muss es einfach.“
„Uhuhuhu…oh Pricia…“
„Marie, es tut mir leid. Ich weiß, ich habe dir versprochen, dass wir das gemeinsam durchziehen, aber wir müssen auch dafür sorgen, dass sonst niemand zu Schaden kommt.“
„Uhuhu, nein, das ist es nicht. Ich bin nur glücklich. Glücklich, dass du so mutig und edel geworden bist.“
„Hihi.“ Shion versuchte, ein Kichern zu unterdrücken.
„Hey! Shion?!“
„Naja, ich habe nur daran gedacht, dass Marie und du ein prima Team seid, auch wenn es vielleicht nicht so aussehen mag. Ich bin schon sehr gespannt darauf, was ihr alles schaffen könnt, wenn das hier vorbei ist. Aber ja, ich habe verstanden. Marie und ich werden hierbleiben, um alles zu organisieren und die Leute zu retten.“ Shion erhob sich und klopfte sich den Staub aus dem Kleid.
„Ich bin einverstanden. Pricia, bitte räche meinen Meister und komm heil zurück.“
„Mach ich, keine Sorge! Ich komme bald zurück, verlass dich drauf!“
Dank der neuen Kräfte, die ihr der Weltenbaum Yggdrasil verliehen hatte, sprintete Pricia über das Wasser in Richtung Shangri-La. Nach einer Weile breitete sie ihre Arme aus, diese verwandelten sich in Flügel und Pricia hob ab, um wie ein roter Pfeil auf ihr Ziel zuzurasen.
„Uhuhuhu, ich habe Angst. Ich habe Angst, dass ich meine allererste Freundin in den Tod geschickt habe. Bitte Pricia, komm heil zurück!“
Der riesige Kampfroboter vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Shion blickte besorgt zu ihr herüber.
„Marie. Du bist wirklich süß.“
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„Das mag ich nicht. Das mag ich nicht! Das mag ich GAR nicht!“
Valentina war gestern nach Shangri-La zurückgekehrt, denn ihr Eroberungsfeldzug gegen die anderen Reiche war durch ein Gerücht jäh gestoppt worden. Ein Gerücht, das besagte, dass sich ihre Zofe Shion gegen sie verschworen haben sollte. Valentinas Informant war sogar so weit gegangen und befürchtete eine Revolte und einen Bürgerkrieg.
Eine sehr zornige Valentina saß auf dem Marmorthron ihres Palastes und wartete auf ihre Leibgarde, die sie losgeschickt hatte, um die Stadt zu durchkämmen. Doch mit jeder Minute, die ergebnislos verstrich, wurde sie unruhiger und unruhiger.
„Shion! Du undankbare kleine Schlampe! Wie konntest du mich verraten, nach all dem, was ich für dich getan habe!“
Valentinas Wutausbruch hallte weit durch die leeren Gänge. Sie erhob sich und rief Gleipnir in ihre Hand. Der rote Schicksalsfaden zuckte wie eine Peitsche durch den Thronsaal und zerschmetterte nach und nach alle Spiegel, die Valentina an Wänden und Decke angebracht hatte.
„Pah, sollen sie bloß kommen! So einfach wird man mich nicht los, das haben ganz andere schon versucht. Immer und immer wieder. Aber diese Welt ist mein!“
Mit ausgestreckten Armen hielt Valentina kurz inne, ein fieses Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Und bald wirst du es auch sein, Alice!“
Valentina warf einen Blick in die letzte große Spiegelscherbe an der Wand, die noch nicht am Boden zerschellt war. Doch was sie dort erblickte, sah nicht mehr aus wie eine mächtige Herrscherin…
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