
Produktvorstellung: H5 - Duell der Weltenbäume
08/09/2023"Duell der Weltenbäume" ist das fünfte Set im Held-Zyklus!
Lapis blickte der aufgehenden Sonne entgegen. Er starrte gebannt auf den leuchtenden Feuerball, der diese Welt erhellte, als würde er die Entstehung dieser Welt beobachten.
„Alisaris, was genau steht denn in Sylvias Bericht?“ Lapis hatte sich abrupt von seinen Beobachtungen abgewandt und zu Alisaris umgedreht.
Alisaris brauchte einen Moment, um seine Brille zurechtzurücken, bevor er sich den Bericht vornahm.
„Sie meint, dass die Kräfte des Mädchens den Euren nicht gewachsen sind. Und darüber hinaus schreibt sie, dass die beiden Ausgaben des Mädchens von der Erde zu kommen scheinen.“
Direkt neben Lapis auf dem Tisch stand ein großer Globus, eine Insignie – alles, was von der Erde übrig geblieben war.
„Ah, ich verstehe. Sie kommt von jener Welt, sehr gut, das spart uns Zeit.“, erwiderte Lapis mit ruhiger, beinahe gleichgültiger Stimme.
„Diese Welt hier wird bald dasselbe Schicksal teilen wie jene Welt. Aber für den Moment warten wir noch ab, der richtige Augenblick ist noch nicht gekommen.“
In der Zwischenzeit, in Shangri-La:
„Unser erster Schritt wird also sein, Shangri-La zu erobern? Sehe ich das richtig?“
„Ja. Lady Valentina ist losgezogen, um die anderen Reiche zu unterwerfen, jetzt, wo ihre Herrscher weg sind. Obwohl sie den Großteil ihrer Truppen mitgenommen hat, ist Shangri-La aber immer noch wichtig für ihre Nachschublinien. Und wenn die abgeschnitten sind, sollte das ihre Eroberungszüge jäh beenden.“
„Prima! Marie, erinnerst du dich noch daran, als wir darüber gesprochen haben, Sachen zu zertrümmern? Ich glaube, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um etwas zu zertrümmern. Bist du bereit?“
„Ja, Pricia. Zertrümmern kann dieser Körper hier richtig gut.“
„Äh, Moment mal! Nicht so schnell, ihr zwei! Wir können nicht einfach so loslegen und hier alles in Schutt und Asche legen. Die Bewohner dieses Reiches haben uns doch nichts getan. Lasst uns bitte erst einmal mit ihnen reden. Niemand ist wirklich glücklich damit, unter Valentinas Herrschaft hier zu leben. Selbst ihre Soldaten dienen ihr aus purer Angst oder weil sie auf magische Weise dazu gezwungen werden.“
„Hmm, wenn wir jetzt nichts zertrümmern sollen, was genau ist dann unser Plan?“
„Nun, ich glaube, wir hätten gute Chancen mit einer Revolution.“
„Cool, und dann nehmen wir die Stadt ein!“
„Ja, sowas in der Art, würde ich sagen.“
„Klingt nach einem Plan. Marie, was sagst du dazu?“
„Ich tendiere stark zu einem Plan, bei dem Unschuldige nicht zu Schaden kommen. Das wäre genau, was auch mein Meister bevorzugen würde.“
„Gut, dann hätten wir das ja geklärt!“
Shion, Pricia und Maribel begannen, gemeinsam einen Plan auszuarbeiten. Shion, die sich von den dreien am besten mit diesem Reich und seinen Einwohnern auskannte, machte Vorschläge und Maribel und Pricia prüften und kommentierten diese. Letztendlich lobten sie aber jeden von Shions Vorschlägen, was aber auch nicht verwunderlich war. Pricias Überlegungen zum Beispiel waren nie über das Stadium hinaus gelangt, dass sie einfach Valentina im Zweikampf stellen und niederstrecken würden. Daher kam ihr jeder etwas komplexere Vorschlage schon fast wie der perfekte Plan eines Meisterstrategen vor.
„Verstehe ich das richtig, sie lauschen deinem Lied und damit kannst du dann, äh, wie hast du das genannt? Valentinas Gedankenmanu…mapi…manilapu, uff, also das lockern, womit Valentina ihre Gedanken kontrolliert?“
„Ja, aber nicht nur das. Die Leute hier sind total verängstigt. Wir müssen sie allesamt ins Boot holen, wir müssen sie inspirieren und ihnen wieder den Mut geben, sich aufzulehnen. Wir müssen die Revolution von innen in Gang bringen, andernfalls werden wir sehr schnell als Aufrührer gebrandmarkt, die mit einem Aufstand das Reich zerstören wollen. Die Menschen müssen sich unserer Sache freiwillig anschließen wollen, mit denselben Zielen wie wir, auf diese Weise wird sich Shangri-La, einer Lawine gleich, von selbst befreien können. Die Mehrheit muss es einfach wollen.“
„Worauf warten wir dann noch! Genug gequatscht, jetzt gibt’s Action!“
„Der einzige Haken ist, wir brauchen eine Möglichkeit, die Menschen an einem Ort zu versammeln…“
„Babykram! Schon seit ich als Jungtier durch den Sissei-Wald gestreift bin, hatte ich es echt gut drauf, alle Tiere in meiner Umgebung zum Spielen herbeizurufen. Und dann haben wir ja noch unser riesiges Robomädel hier!“, verkündete Pricia stolz. „Ich mach das schon.“
„Oh, Moment mal, Pricia, nicht so schnell!“
„Kein Problem, du kannst mir später noch danken! Hahaha!“
„Nein, das meinte ich nicht. Pass bitte auf und mach hier nichts kaputt, ja?!“
Lachend stieg Pricia auf Maribels Schultern und der riesige Roboter bewegte sich vorsichtig durch die Straßen bis hin zu einem großen Park, in dem genug Platz für sie alle war.
„Sooo, ich denke, das hier ist eine gute Stelle. Marie, knie dich doch bitte kurz hin, damit Shion auch aufsteigen kann.“
Maribel ging in die Knie und streckte einen Arm aus, um Shion, die erst Sekunden zuvor zu den beiden aufgeschlossen hatte, auf ihre Schultern zu helfen.
„Es ist vielleicht etwas spät, wenn ich das jetzt frage, aber was genau habt ihr beiden eigentlich vor?“ Shion war es oben auf Maribels Schulter doch etwas mulmig zumute.
„Ich fange jetzt gleich an zu rufen, so laut ich kann. Und ich kann wirklich sehr laut rufen, also halte dir vielleicht lieber die Ohren zu.“ Pricia holte tief Luft und lehnte sich etwas zurück.
„Öhm, also, Moment no…“
„Einwohner von Shangri-La, hergehört! Dieses Reich ist jetzt frei! Ihr alle seid frei! Kommt her und hört zu, wir haben ein Lied für euch!“ Pricia machte eine kurze Pause, um tief Luft zu holen. „ALLE MANN, RAN!“
Pricias Rufen hallte weit durch die Straßen und Gassen von Shangri-La.
Ihre Stimme alleine hätte man vielleicht noch ignorieren können, aber dazu sah es noch so aus, als kämen die Rufe von einer riesigen Roboterfrau. Und das war dann doch sehr ungewöhnlich, selbst für Shangri-La. Daher war es nicht verwunderlich, dass sich innerhalb weniger Minuten eine große Menschenmenge zusammengefunden hatte, welche den Roboter bestaunten.
Kurz darauf war noch eine zweite Stimme zu hören und diese klang für die meisten sehr vertraut.
„Vielen Dank, dass ihr euch alle so kurzfristig hier einfinden konntet. Ich möchte heute für euch alle singen und hoffe, dass ihr nicht nur mit euren Ohren zuhört, sondern auch mit eurem Herzen.“ Und zum ersten Mal seit Jahren begann Shion, völlig frei und unbeschwert zu singen, und das für jedermann.
Zur selben Zeit, an einem Ort zwischen Raum und Zeit:
„Ich fürchte, sie wird schon bald herausbekommen, wo sie mich finden kann.“ Lapis ließ einen müden Seufzer ertönen. „Das Leben ist so kurz, deswegen hängen sie alle so daran, versteht ihr. Aber dabei ist es so ein majestätischer Anblick, wenn Leben vergeht. Alisaris, Sylvia, es ist Zeit. Lasst uns das prachtvolle Ende einer weiteren Welt genießen.“
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