
Produktvorstellung: H5 - Duell der Weltenbäume
08/09/2023"Duell der Weltenbäume" ist das fünfte Set im Held-Zyklus!
Zeit ist seltsam. Dehnbar, veränderlich und ständig im Fluss. Doch auf unterschiedlichen Welten fließt die Zeit auch unterschiedlich schnell oder langsam. Auf den Welten selbst merkt man das vielleicht nicht, doch wenn man zwei Welten aus der Ferne beobachtet, dann ist es offensichtlich.
„Ich sage ja nur, dass wir sehr vorsichtig bei ihrer Erziehung sein sollen.“
„Ach ja, Fieth, auf einmal bist du die große Erziehungsexpertin, oder was?!“
„Naja, kannst du dich noch daran erinnern, wie Kaguya vor ihrer Reinkarnation war?“
„Hmm, ziemlich ruhig und selbstsicher, oder? Sie war immer sehr gefasst und hat jede Entscheidung sorgfältig durchdacht.“
„Ja, genau! Und was macht sie jetzt?“
„Öhm, naja, also, sie ist mehr so eine kleiner Angeberin. Leichtsinnig und unvorsichtig. Jedes Mal, wenn sie spielen geht, kommt sie mit mehr Beulen und Kratzern zurück.“
„So, und was glaubst du, warum sich unsere Prinzessin so drastisch verändert hat?“
„Pah, ich weiß, worauf du hinaus willst!“
„Naja, meine Schuld kann es ja wohl kaum gewesen sein. Ich habe mit ihr jeden Tag gespielt, von morgens bis abends, das ist ja wohl gute Kindererziehung, oder?!“
„Also ich sehe das anders.“
Obwohl in einem stillen und abgelegenen Bambushain gelegen, so war das kleine Gebäude, das man hier in der Gegend als „Hauptquartier der Weisen“ kannte, doch eher für seine lautstarken Streitgespräche bekannt, mit denen einsame Wanderer schon von weitem Bekanntschaft machen konnten.
Zero und Fiethsing hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die wiedergeborene Kaguya aufzuziehen, die ihr Leben geopfert hatte, um die meisten Cthulhus in Menschen zu verwandeln und alle anderen für immer und ewig wegzusperren. Nur dank dieses Opfers von Kaguya konnten die Bewohner von Grimms Welt sich bereits über mehr als zehn Jahre Frieden freuen.
„Ich denke, daran sind wir beide gleichermaßen Schuld, Zero.“
„Hmm, ja, irgendwie war ich in letzter Zeit nicht so oft hier, um zu helfen, fürchte ich. Aber was soll ich machen? König Grimm hat mich als Schwertlehrerin in den Lichtpalast bestellt.“
„Grimm? Hat er denn wirklich Zeit dafür, den Schwertkampf zu erlernen?“
„Nein, Grimm selbst nicht, ich unterrichte seinen Sohn, Millium. Er hat Talent und kann es mit meiner Hilfe bis zum Schwertmeister bringen, da bin ich sicher.“
„Ah, deshalb bist du in letzter Zeit so oft im Lichtpalast gewesen. Okay, dann kann ich dir dazu wirklich keinen Vorwurf machen.“
„Sag ich doch.“
„Dann ist doch alles klar. Wir sind beide nicht schuld an Kaguyas Verhalten!“
„Pah, ja, was auch immer. Achtest du wenigstens darauf, dass sie fleißig ihre Magie trainiert?“
„Ich habe ihr Melfee als Lehrerin zugeteilt. Du weißt ja, in Sachen Magie kann sich niemand mit mir messen, aber mein Schwerpunkt sind ja eher die Angriffszauber. Kaguya sollte ja aber zuerst lernen, wie man sich richtig verteidigt. Und da ist Melfee perfekt, denn sie versteht sich super auf Verteidigungszauber. Daher übernimmt sie momentan den Unterricht.“
„Gib’s doch zu, du wolltest einfach nicht Lehrerin spielen, oder?!“
„Pah, dir entgeht aber auch gar nichts…“
„Naja, ich kenne dich jetzt seit tausend Jahren, da merke ich sofort, wenn du nicht die Wahrheit sagst.“ Zero drehte sich kurz zum Fenster und sah, wie Kaguya draußen fröhlich durch den Garten rannte. Trotz der kleinen Verhaltensprobleme hatte sich Kaguya unter der Anleitung der beiden Weisen bereits zu einer mächtigen Zauberin entwickelt. In Wahrheit machte sich Zero eigentlich keine großen Sorgen über das Verhalten ihres Schützlings, sondern vielmehr darüber, dass ihr Kaguya vor einigen Wochen erzählt hatte, sie hätte seit einiger Zeit regelmäßig Träume, in denen eine andere Welt in großer Gefahr wäre.
„Fieth, hat sich Kaguya in letzter Zeit irgendwie merkwürdig verhalten?“ Fiethsing dachte einen Augenblick nach, bevor sie antwortete.
„Hmm, jetzt wo du das sagst, ich finde, sie starrt sehr häufig in den Himmel, aber das ist alles. Wieso fragst du?“
„Naja, ich werde das Gefühl nicht los, dass sie anfängt, andere Welten und Dimensionen zu spüren.“
„Ich hätte ja jetzt eigentlich auf die Hormone getippt, aber wahrscheinlich hast du Recht.“
„Du hast es also auch bemerkt?“
„Wenn mich meine Intuition nicht trügt, dann hat Kaguya ähnliche Kräfte wie Alice und Scheherazade. Vollkommen sicher bin ich mir nicht, aber meine Intuition hat mich noch nie im Stich gelassen.
„Du denkst, sie ist ein Wanderer?“
„Ja, genau. Ich verstehe zwar nicht ganz, welche Kraft es genau ermöglicht, durch die Dimensionen zu anderen Welten zu wandern, aber ich vermute, es hat etwas mit dem Wissen um die Existenz anderer Welten zu tun, und ihrer Lage zueinander, in einer Weise, die du und ich nicht nachvollziehen können.
„Meinst du? Das ist ein etwas vages Konzept.“
„Ich tue mich ja selbst schwer, es zu verstehen. Vielleicht können Leute wie du und ich das auch überhaupt nicht nachvollziehen, ohne eine andere Dimension besucht zu haben. Vielleicht ist es so ähnlich, wie wenn manche Leute denken, das leise Lüftchen, das sich regt, entstünde durch raschelnde Blätter. Und dann gibt es Leute, die wissen, dass das leise Lüftchen die Ursache für die raschelnden Blätter im Wald ist…“
„Ah, du meinst, dass die Betrachtungsweise einen großen Unterschied dafür ausmacht, zu welcher Schlussfolgerung man kommt.“
„Genau.“
„Ah, und dann braucht es vielleicht ein bestimmtes Ereignis, welches einen solchen Denkanstoß liefert und quasi diese Art Kräfte in einem Wanderer weckt? So dass wir ohne ein solches Ereignis einfach nichts verstehen können?“
„Genau. Aber, Zero, was kann deiner Meinung nach solche eine Veränderung auslösen?“
„Hmm, also wenn ich da an Alice denke, dann muss es schon ein ziemlich traumatisches Erlebnis sein.“
„Aber was ist dann mit Kaguya?“
„Also, ich dachte, sie wäre vielle…“ Zeros Ausführungen wurden jäh unterbrochen, als die Tür mit großem Schwung aufgerissen wurde. Kaguya hatte anscheinend lange genug draußen gespielt und war jetzt zurück.
„Ich bin wieder da! Hey, was habt ihr beide? Warum so ernste Gesichter? Vielleicht habt ihr ja Hunger, lasst uns essen!“
„Hmm, stimmt, es ist ja auch schon spät. Was sollen wir denn heute essen?“
„Eier!“
„Klingt gut. Fieth, kannst du uns ein paar Eier holen? Argh, wohin hat sie sich denn jetzt wieder verdrückt?“
Fiethsing hatte sich tatsächlich sehr schnell aus dem Staub gemacht, jedoch nicht, um sich vor Arbeit zu drücken.
Vielmehr war ihr Grund der Mondzauberstein, den die vorherige Kaguya vor vielen Jahren Alice übergeben hatte. Der Zauberstein war aus einem Stückchen des Purpurmonds erschaffen worden, der früher am Himmel dieser Welt zu leuchten pflegte. Genauer gesagt hatte die vorherige Kagyua damals zwei solcher Zaubersteine geschaffen und mit denselben Erinnerungen und derselben Magie gefüllt. Daher schien es auch eine spezielle Verbindung zwischen beiden Steinen zu geben.
Fiethsing hatte ihren Stein damals im Bambushain neben der wiedergeborenen Kaguya gefunden und hier versteckt gehalten. Sie hatte nie ganz verstanden, wie er funktioniert und was er bewirkt, aber ihre Vermutung war, dass die vorherige Kaguya so eine Verbindung zwischen verschiedenen Welten schaffen wollte. Vielleicht hatte ja die jetzige Kaguya genau auf diese Weise ihr Wissen um die anderen Dimensionen erlangt.
Fiethsing suchte erneut den Bambushain auf, wo sie vor Jahren den Stein gefunden hatte. „Und sie wird so schnell erwachsen. In so kurzer Zeit kann sie jetzt sogar schon komplexe Zauber meistern. Ob das mit dem Anstieg des Willens zu tun hat, den ich in letzter Zeit spüre? Das kann kein Zufall sein…“
„Aha! HIER hast du dich also versteckt, Tante Fiethsing!“
„Oh, hast du mich aber schnell gefunden. Du wirst immer besser darin, mich zu finden, Kaguya.“
„Das liegt aber auch daran, dass du immer MICH suchen lässt, wenn wir Verstecken spielen! Und ein anderes Versteck solltest du dir auch mal ausdenken…“
„Haha, gut erkannt. Das braucht Zero aber nicht zu wissen, also psssst.“
„Häh? Wieso das denn?“
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